4. Januar und 15. März 2013.
Das sind die errechneten Geburtstermine der beiden Kinder, die ich dieses Jahr verloren habe.
Theoretisch säße ich hier also mit dickem Bauch und wir wären gespannt, ob wir das Weihnachtsfest noch zu dritt oder schon zu viert verbringen dürften.
Das erste Kind habe ich wenige Tage nach dem Schwangerschaftstest verloren. Gerade sechste Woche. Eigentlich noch zu früh, um schon von einem Kind zu sprechen. Wir waren gerade umgezogen und es wäre ein echtes Bloghusen-Baby geworden. Einen Tag, bevor ich den ersten Termin beim Arzt gehabt hätte, setzte die Blutung ein. Erst ganz schwach, später sehr stark, sodass mir ziemlich schnell klar war, was das in diesem frühen Stadium bedeutet. Wir waren ein wenig traurig, haben uns aber nicht unterkriegen lassen und weiter probiert. Von mehreren Seiten hört man auf einmal, dass das so vielen anderen Frauen auch schon passiert ist.
Der zweite positive Test kam dann im Sommer. Ich hatte den ersten Termin beim Arzt und meine Ärztin fragte mich, ob wir den Mutterpass schon ausfüllen sollten, oder ob wir bis zum nächsten Termin warten wollten. Irgendwie war uns beiden nach warten. Beim nächsten Termin suchte meine Ärztin dann nach dem Herzschlag. Und fand ihn nicht. Vorsichtig erklärte sie mir, dass eine Fehlgeburt sehr wahrscheinlich sei, dass sie aber in ein paar Tagen nochmal schauen wollte. Es kann immer sein, dass man in dieser frühen Zeit (7. Woche) etwas übersehen kann. Die nächsten Tage zogen sich dahin und waren eine echte Geduldsprobe. Auch beim nächsten Schall war kein Herzschlag zu finden und sie überwies mich direkt in die Klinik, damit eine Ausschabung vorgenommen werden konnte.
Leider verlief dieser Eingriff nicht optimal. Die Ärzte durchstießen an der alten Kaiserschnittnarbe die Gebärmutter und aus einem ambulanten Eingriff wurde eine stationäre Behandlung.
Bei der Nachuntersuchung stellte meine Gynäkologin dann fest, dass sich im Bereich der Durchtrittsstelle ein großes Hämatom gebildet hatte und ich wurde wieder ins Krankenhaus überwiesen. Um das Ganze abzukürzen: Bis heute weiss niemand, woher dieses Hämatom kam. Es kann sein, dass es einfach nach der OP an der Stelle noch geblutet hat, aber, und das ist das eigentliche Problem, es kann auch sein, dass die Durchbruchstelle nicht ganz dicht ist und es sozusagen aus der Gebärmutter herausgeblutet hat, was bedeutet, dass ich ein Loch in der Gebärmutter habe. Dieses Loch wiederum kann nun vielleicht von alleine zuwachsen oder es muss operativ verschlossen werden. Beide Alternativen bedeuten aber: Erst mal keine Kinder!
Fünfzig Prozent aller Schwangerschaften enden in einer Fehlgeburt, wenn man auch die Schwangerschaften berücksichtigt, die eigentlich noch gar nicht bemerkt wurden, weil sie als verspätete Regelblutung eingestuft werden.
Bei zwanzig Prozent dieser Fehlgeburten muss eine Ausschabung vorgenommen werden, da der Körper das Gewebe nicht allein abstößt.
Bei zwei Prozent aller Ausschabungen kommt es zu Komplikationen.
Eine Fehlgeburt ist ein natürlicher und wichtiger Vorgang. Nicht umsonst trennt sich der Körper von diesem Kind, das auf Dauer nicht lebensfähig ist. Es sind so viele Frauen betroffen. Wir haben ein gesundes Kind. Trotzdem tut es manchmal weh.
Ich versuche, recht offen mit dieser Situation umzugehen, um Anderen die Scheu zu nehmen, über Fehlgeburten zu sprechen und um es endlich aus dieser Tabu-Ecke herauszuholen. Mir hilft das sehr, einfach zu reden und von anderen zu hören. Zu wissen, man ist nicht allein mit seinem Schicksal, zu wissen, das gehört dazu, wenn man Kinder bekommen möchte. Trotzdem tut es manchmal weh.
Und wenn ich das hier schreibe, hoffe ich, dass endlich der Knoten platzt und ich wieder bloggen kann. Das, was mir am meisten auf der Seele lag ist jetzt raus, vielleicht ist jetzt Platz für Neues.
Nicht, was wir erleben,
sondern,
wie wir empfinden,
was wir erleben,
macht unser Schicksal aus.
Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach